3,5 qm (Ist jede Architektur bewohnbar?), 2016, Serie von 18 Fotografien, Diaprojektion lebensgroß
Die Arbeit ist ein performativer Ausschnitt des (Be)Wohnens und geht der Frage nach, ob jede Architektur bewohnbar ist bzw. bewohnbar gemacht werden kann, und welche Dinge man zum Leben benötigt oder sich bei Enge überhaupt leisten darf.
Ausgehend von einer Fläche von 3,5 qm, die Ende 2015 jedem Geflüchteten in Deutschland durchschnittlich zum Wohnen zur Verfügung stand, trennte ich während meines Aufenthaltes im Künstlerdorf Schöppingen einen Raum im Raum mit einfachsten Materialien wie Papier und Holzlatten ab. Diesen Raum möblierte ich mit notwendigen Einrichtungsgegenständen und belebte und bewohnte ihn zunächst selbst mit all den Dingen, die ich bei mir hatte (und die bereits selbst eine kleine Auswahl des Notwendigen meines gesamten Besitzes waren). Als zweites ließ ich für einige Tage meinen neuen Freund Tamim mit seinem ganzen Hab und Gut, das er in Deutschland besaß, "einziehen". Tamim war selbst aus Syrien geflohen und wartete in einer Massenunterkunft auf seine Asyanerkennung.
Installationsansicht MGGU, 2024
Mit dem Topos des Wohnens oder besser: der Bewohnbarkeit, schon seit Längerem ein Leitmotiv der zu städtischen Texturen arbeitenden Fotografin, beschäftigt sich auch diese von Francisca Gómez produzierte Bildstrecke. Die 18-teilige Serie, die in Anknüpfung an eine urbane Intervention zur Frage von 'Wohnqualität' entstand, lässt sich als eine Art visuelle Raumforschung lesen. Gómez schafft hier zunächst einen dreidimensionalen Bühnenraum, in dem sie das Wohnen mit all seinen Requisiten performt, der dann in einen zweidimensionalen Bildraum, also buchstäblich ein Bühnenbild, übersetzt wird. Das Fotografische wird hier nicht kaschiert, sondern ausdrücklich thematisiert. Durch die Künstlichkeit des Settings, seine Komponiertheit, wird das Bild zu einer Art Leuchtkasten. In seiner Serialität liegt wiederum seine organische Unberechenbarkeit, das Leben zwischen den Bildern: das Zuwachsen des Raums und auch seine Entleerung. Wohnen wird hier seiner scheinbaren Natürlichkeit entledigt und stattdessen als räumliche und soziale Praxis kenntlich: Was heißt es, einen (derart minimalen) Raum zu bewohnen? Wie unterschiedlich wird so ein Raum genutzt? Wie kann in ihm das Soziale stattfinden? Wie vergeht Zeit in so einem Raum? Wo kommt (jeweils) eigentlich das Licht her? Und was heißt es, einen solchen Kunstraum in Szene zu setzen und abzubilden?
Anne Huffschmid: Bildserie zur Bewohnbarkeit, aus: metroZones Schule für städtisches Handeln 2015: Zugänge und Stationen, hsg. von Huffschmid, Lanz und Wildner, 2016
3,5 qm (Ist jede Architektur bewohnbar?), 2016, Serie von 18 Fotografien, Diaprojektion lebensgroß
Die Fotoserie ist ein zweidimensionaler Ausschnitt des (Be)Wohnens und geht der Frage nach, ob jede Architektur bewohnbar ist bzw. bewohnbar gemacht werden kann, und welche Dinge man zum Leben benötigt oder sich bei Enge überhaupt leisten darf.
Ausgehend von einer Fläche von 3,5 qm, die Ende 2015 jedem Geflüchteten in Deutschland zum Wohnen durchschnittlich zur Verfügung stand, trennte ichwährend meines Aufenthaltes im Künstlerdorf Schöppingen einen Raum im Raum mit einfachsten Materialien wie Papier und Holzlatten ab. Diesen Raum möblierte ich mit notwendigen Einrichtungsgegenständen und belebte und bewohnte ihn zunächst selbst mit all den Dingen, die ich bei mir hatte (und die bereits selbst eine kleine Auswahl des Notwendigen meines gesamten Besitzes waren). Als zweites ließ ich für einige Tage meinen neuen Freund Tamim mit seinem ganzen Hab und Gut, das er in Deutschland besaß, "einziehen". Tamim war selbst aus Syrien geflohen und wartete in einer Massenunterkunft auf seine Asyanerkennung.